Am Montag wurde das Training der Zweitliga-Handballerinnen von Union Halle-Neustadt ganz kurzfristig abgesagt. Nach der 22:34-Klatsche beim Tabellenführer SV Garßen-Celle hatten Teammanager Frank Kastner und Präsidiumsmitglied Marcel Gohlke Redebedarf. Kurzerhand bestellten sie Trainer Michal Lukacin ein und redeten Tacheles.

“Da kam alles auf den Tisch”, so Kastner am Donnerstag. “Mannschaft und Trainer müssen wieder an einem Strang ziehen, sonst wird das nichts mit dem Klassenerhalt.” Unter anderem hatten die Verantwortlichen festgestellt, dass eine osteuropäische Mentalität auf eine deutsche geprallt war.”Die Spielerinnen wollten beim Training und in der Spielvorbereitung mitreden, weil sie die Liga kennen. Der Trainer hat das nicht zugelassen, wollte allein bestimmen. Hinzu kamen ein paar Verständigungsprobleme. Wegen dieser Differenzen haben wir in dieser Saison bereits vier Spiele an die Wand gefahren”, so Kastner.

Also bekam Lukacin einen Aufgaben-Katalog mit auf den Weg. Der Slowake muss in der Spielvorbereitung künftig verstärkt Videos der Gegner einsetzen, um seinen Spielerinnen Stärken und Schwächen an Beispielen zu erklären und um sprachliche Barrieren von vornherein auszuschalten. Zudem wird das Torwarttraining intensiviert, “weil Anna Baranowska für eine Nationaltorhüterin zu wenig konstante Leistungen bringt”, wie Kastner einschätzt. Die junge Polin wird ab sofort auch vormittags trainieren. Und zwar beim Erstligisten HC Leipzig und mit den Teamgefährtinnen in Halle. “Und letztlich muss sich auch Lukacin umstellen und mehr positive Energie von der Bank ausstrahlen”, sagt der Manager. Was meint er damit? “Wir haben die jüngste Mannschaft der Liga. 20 bis 22 Jahre alte Spielerinnen kann ich nach einer missglückten Aktion nicht nur zusammenfalten und als Strafe auf die Bank holen. Die muss ich aufmuntern und ihnen Mut zusprechen”, erklärt Kastner. Erst recht, weil nach dem missratenen Saisonstart mit vier Ein-Tore-Niederlagen das Selbstvertrauen der Spielerinnen im Keller lag.

Trotz der Gardinenpredigt genießt Lukacin vorerst noch das Vertrauen von Manager und Präsidium, “doch er ist genauso wie die Mannschaft in der Bringepflicht”, sagt Kastner. Das heißt nichts anderes als sechs Punkte aus den noch drei ausstehenden Hinrundenspielen am Sonntag (16 Uhr / Unihalle) gegen die SGH Rosengarten (Tabellen-6.) sowie in den nächsten Wochen gegen die mitbedrohten Teams des SC Greven (12.) und der SG Kirchhof (14.).Verkompliziert wird die Lage dadurch, dass Lukacin durch die Verletzungen und Krankheiten von Dagmara Stuparicova (Rückenbeschwerden), Elisa Möschter (Schulter), Linda Jäger (Meniskusanriss) und Sabrina Cichy (Grippe) nur acht Feldspielerinnen im Training zur Verfügung standen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung von Karl Ebert