Schon frühzeitig hatten sich die Bundesliga-Handballerinnen des SV Union Halle-Neustadt in dieser Spielzeit aller Abstiegssorgen entledigt und fuhren mit Platz acht ihr bisher bestes Saisonergebnis ein. Die kontinuierliche Entwicklung der “Wildcats” ist auch ein Verdienst von Trainerin Katrin Welter, die im Interview mit “Sport im Osten” über ihr erstes Jahr als Cheftrainerin in Halle, die Entwicklung des Teams und die Zielstellung für die Zukunft sprach.

Frau Welter, der SV Union Halle-Neustadt hat die zweite Saison in der Handball-Bundesliga nach dem Aufstieg auf Platz acht abgeschlossen. Für Sie war es die erste Spielzeit als Trainerin der “Wildcats”. Wie lautet Ihr Fazit?

Katrin Welter: “Sportlich gesehen bin ich wirklich zufrieden. Wir hatten zu Saisonbeginn das Ziel ausgegeben, möglichst wenig mit dem Abstieg zu tun zu haben. Schon in der Vorrunde haben wir eine super Leistung gebracht und uns ein gutes Polster erarbeitet. Es war wichtig, dass wir immer in Ruhe arbeiten konnten. Der Verein stand zu 100 Prozent hinter dem Team. Intern hatte die Mannschaft natürlich noch ein, zwei Ziele mehr. Aber daran wollen wir in der nächsten Saison anknüpfen.”

Betrachtet man den gesamten Saisonverlauf, konnten die “Wildcats” mit Kontinuität überzeugen. Sie standen fast die gesamte Spielzeit auf einem einstelligen Tabellenplatz. Was hat das Team ausgezeichnet?

Welter: “Vor allem der Zusammenhalt und der Kampfgeist. Wir hatten dieses Jahr Spielerinnen dabei, die schon länger bei den “Wildcats” spielen und dieses, ich nenne es mal, ‘Wildcats-Gen’ in sich tragen. Diese Identifikation war und ist ein Riesenthema, vor allem dank Spielerinnen wie Swantje Heimburg und Pia Dietz, die es geschafft haben, die anderen Spielerinnen mitzureißen. Vor allem das erste Saisonspiel in Zwickau war für alle ein Türöffner. Wir haben super diszipliniert gespielt und konnten alles erfüllen, was wir uns vorgenommen hatten. Daran haben sich die Mädels immer zurückerinnern können, wenn es mal nicht so lief.”

Sie übernahmen im Sommer vergangenen Jahres den Trainerposten in Halle, nachdem Sie zuvor Jan-Henning Himborn als Co-Trainerin zur Seite standen. Welche Entwicklung hat die Mannschaft unter Ihnen genommen?

Welter: “Die letzte Saison unter Jan-Henning Himborn war auch schon sehr gut, als der vorzeitige Klassenerhalt geschafft wurde. Da wir uns in der Art und Weise, wie wir Handball spielen wollen, ähneln, war es für mich ein relativ leichter Einstieg. Es gab von Anfang an keine Distanz zwischen mir und der Mannschaft. Die Entwicklung war in jedem Fall positiv. Das gilt im Übrigen für den ganzen Verein. Wir sind auf einem guten Weg, dass sich Halle in der Bundesliga etablieren kann.”

Ihr Team wurde im Saisonverlauf immer wieder von Verletzungen und Corona-Ausfällen ausgebremst. Was wäre ohne die zahlreichen personellen Rückschläge sportlich möglich gewesen?

Welter: “Es wären sicher ein, zwei Tabellenplätze mehr drin gewesen. Natürlich muss man einberechnen, dass wir Spiele hatten, in denen wir auch drei Stunden hätten spielen können und trotzdem keinen Punkt mitgenommen hätten. Wir können mit dem achten Tabellenplatz aber zufrieden sein. Das hat sich die Mannschaft auch einfach verdient. Ich konnte schon die ganze Saison beobachten, dass die Mannschaft zusammenhält, die Ausfälle auffängt und nach Verletzungen immer weiter zusammengerückt ist. Das hat uns sicherlich motiviert.”

Der Verein befindet sich in einem personellen Umbruch. Sechs Spielerinnen wurden verabschiedet, einige Neuverpflichtungen wurden bereits präsentiert. Wie wird das Gesicht der “Wildcats” in der kommenden Saison aussehen?

Welter: “Wir haben die Kaderplanungen soweit abgeschlossen. Die Positionen, die uns verlassen, konnten wir adäquat nachbesetzen. Es wird spannend zu sehen, wie die Mannschaft in der neuen Saison zusammenwächst. Gerade weil wir unsere beiden Kapitäninnen (Pia Dietz und Swantje Heimburg, Anm d. Red.) verlieren, die ihre Karriere beenden. Von daher wird sich auch in der Hierarchie des Teams etwas ändern. Es wird sicher eine andere “Wildcats”-Mannschaft, aber ich bin bestrebt, dass wir zumindest die Attribute, die wir diese Saison hatten, auch in der kommenden Spielzeit weiterführen.”

Auch bei Rückraumspielerin Lena Smolik ist es noch unklar, wie es weitergeht. Gibt es schon eine Tendenz, ob sie in Halle bleibt?

Welter: “Die Gespräche werden geführt. Dabei wollen wir, dass das Beste für die Spielerinnen herausspringt. Einer jungen Spielern wie Lena Smolik bringt es nichts, wenn sie auf der Bank sitzt und nur ein paar Minuten spielt. Wir wollen ihre Entwicklung lenken, damit sie später auch für die “Wildcats” noch einmal angreifen kann.”

Die letzten beiden Spielzeiten in der Handball-Bundesliga hat Union Halle-Neustadt auf den Plätzen zwölf und acht abgeschlossen. Wie lautet die Zielsetzung für die kommende Spielzeit?

Welter: “Es wäre vermessen zu sagen, dass wir jetzt oben angreifen wollen. In dieser Saison hat einfach vieles gepasst. Ich glaube aber, dass wir gut damit beraten sind, nicht allzu viel zu ändern, sondern alles um die Mannschaft herum weiter professionalisieren. Wir wollen unter den Top Ten landen und frühzeitig nichts mit dem Abstieg zu tun haben.”

Welche Rolle spielt die Trainerin Katrin Welter dabei?

Welter: “Ich habe hier noch einen Vertrag bis 2023 und bin mit der Aufgabe zufrieden. Wir haben in Halle gute Strukturen, die auch weiter fortgeführt werden. Das familiäre Umfeld im Verein ist super. Mich reizt keine andere Aufgabe. Ich will das Ergebnis aus dem ersten Jahr bestätigen. Über andere Sachen mache ich mir momentan keine Gedanken.”

Das Interview führte Jonas Schlott vom Mitteldeutschen Rundfunk