Jörgen Gluver standen sogar ein paar Tränen in den Augen. Als der Trainer der Zweitliga-Handballerinnen von Union Halle-Neustadt am Sonnabend mit einer herzlichen Umarmung seine ehemalige Torhüterin Jana Krause als Zuschauerin beim Turnier um den Halle-Cup begrüßte, mussten viele Beobachter kräftig schlucken. Die Handball-Nationaltorhüterin vom deutschen Meister Thüringer HC, ist an Pfeiffer’schem Drüsenfieber erkrankt und muss auf unbestimmte Zeit pausieren. Doch das Turnier in Halle wollte sie sich nicht entgehen lassen. In der Saison 2005/06 hatte die heute 28-Jährige mit einem Zweitspiel-Recht des HC Leipzig bei den Wildcats gespielt. Unter dem dänischen Coach. Jana Krause war an diesem Wochenende nicht die einzige Spielerin, die zu ihren Wurzeln zurückkehrte. Beim Fünfer-Turnier mit vier Erstligisten, bei dem erwartungsgemäß Meister Thüringer HC gewann und Union als Zweitligist Letzter wurde, waren noch andere Ehemalige der Wildcats dabei. Und sie alle haben es von Halle aus weit gebracht. Krause schaffte es auf mittlerweile 39 Länderspiele für Deutschland. Auch Rückraumspielerin Nina Wörz vom Erstligisten SG BBM Bietigheim ging fünf Jahre vor Krause den gleichen Weg. Vom HC Leipzig mit einem Zweitspiel-Recht ausgestattet, spielte auch sie für Union Halle-Neustadt in der zweiten Liga und brachte es bis heute auf 194 Länderspiele.

Was beide eint: Sie lernten Gluver schon als junge Spielerin kennen. „Das war 2005, als wir in Leipzig viel mit den Union-Mädels zusammen trainiert haben. Und dann ein gutes Jahr später, als ich zum dänischen Klub Randers HK gewechselt bin, liefen wir uns auch wieder über den Weg“, erzählte Nina Wörz. Und aus ihrer Erfahrung mit dem Dänen leitet sie auch die guten Perspektiven für die Wildcats ab. „Gluvers Steckenpferd ist die Ausbildung junger Talente. Und wenn ich mir die Altersstruktur der Wildcats ansehe, dann ist er seiner Linie treu geblieben.“ Gluver freut sich über das Lob. Es ist Bestätigung seiner Arbeit. Und er setzt diese Linie bei Union fort. Für die neue Saison hat er seine Mannschaft durch die drei dänischen Zugänge Sarah Andreassen (19), Signe Hald (20) und Helena Mikkelsen (19) sowie Torhüterin Nicole Roth (20) qualitativ verstärkt und mit der Integration junger Spielerinnen wie Laura Winkler (17) und Toni Reppe (17) auch in der Breite besser aufgestellt. Einhergehend natürlich wieder mit einer Verjüngung. Denn das Durchschnittsalter der Wildcats sank dadurch von 22,17 Jahren in der letzten Saison auf 20,83 in der neuen.  „Wir haben eine Mannschaft mit Perspektive und viele Spielerinnen mit Perspektive. Das ist eine gesunde Mischung, aus der sich sehr viel machen lässt“, sagt Gluver.

Wie hoch das Leistungsvermögen dieser jungen Truppe in Ansätzen bereits ist, davon konnten sich die Zuschauer beim Halle-Cup überzeugen, als die Wildcats den späteren Turniersieger Thüringer HC lange am Rande einer Niederlage hatten und nur 17:18 unterlagen. „Dass es aber auch Schwankungen geben wird, hat das 9:20 gegen Bietigheim gezeigt“, sagte Gluver.  Auch Jana Krause nahm das auf der Tribüne wahr. Sie hofft, dass sie bald nicht mehr nur Zuschauerin sein muss. „Es geht mir schon wieder deutlich besser“, sagte die 1,88 Meter große Blondine. „Die Blutwerte normalisieren sich so allmählich und die Schwellung der Milz ist auch zurückgegangen. Aber ich kann beileibe noch nicht sagen, wann mir die Ärzte wieder erlauben, in das Training einzusteigen. Aber von der Tribüne aus anfeuern, geht schon wieder ganz gut.“ (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung von Karl Ebert

Bilder von Thomas Zober zum Halle/Saale – Cup