Wie kann man trübe Gedanken am besten verjagen? Anne Voigt versuchte es gestern mit Sport. Nur wenige Stunden, nachdem die Torfrau von Union Halle-Neustadt von der 29:33-Niederlage aus Neckarsulm zurückgekehrt war, stemmte sie im Fitnessstudio die Eisen – gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin und Teamkollegin Elisa Möschter. „Wir beide schaffen es aus beruflichen Gründen nicht zu der Trainingseinheit am Montag früh, deshalb machen wir das sonntags“, erklärt die Physiotherapeutin. Die jüngste Niederlage an ihr festzumachen, wäre allerdings falsch, auch wenn die nach dem Ausfall der am Knie verletzten Patrycja Mikszto einzig verbliebene Keeperin sagt: „Ich bin immer sehr selbstkritisch“, und „vielleicht hätte ich den einen oder anderen Ball noch halten können.“

Fakt ist aber, dass die Mannschaft, die in der Vorwoche noch mit einem überragenden Spiel Spitzenreiter Dortmund gestürzt hatte, diesmal für ein paar Minuten den Faden verlor. Nach einem furiosen Auftakt (9:5/13.) kam es zum Bruch in ihrem Spiel. „Wir haben da zu viele einfache Tore zugelassen“, sagte Anne Voigt und spielte auf die Siebenmeter und zahlreichen Konter an (11:19/27.). Wie es zu dem Bruch kam, vermochte sie nicht erklären. Zumindest den Auslöser konnte Co-Trainerin Bianka Eckardt benennen. „Das war eine sehr fragwürdige Schiedsrichterentscheidung“, eine Zwei-Minuten-Strafe für Jacqueline Hummel nach einer – Eckardts Meinung nach – korrekten Abwehraktion. Warum ihre Spielerinnen aber erst in Unterzahl und dann auch die Minuten danach die vielen Kontertore zuließen und zu spät zurückliefen, darauf wusste auch Bianka Eckardt keine Antwort. Klar ist: Die Abwehr machte zu diesem Zeitpunkt ihre Sache nicht gut genug und im Angriff erlaubte sich Halle zu viele Fehler.

Erst nachdem Trainer Jörgen Gluver in der Halbzeitpause (16:20) ein bisschen lauter geworden war, lief es besser. Linda Umbusch zog mit ihrer Sonderbewachung Neckarsulms kreuzgefährlicher Alena Vojtiskova den Nerv. Und auch der Rest der Mannschaft kämpfte verbissen und gab nie auf. Dennoch konnten die Gastgeberinnen ihren Vorsprung clever verwalten. So endete die zweite Halbzeit zwar 13:13, das Spiel insgesamt aber ging verloren. „Wir hätten in der ersten Halbzeit aggressiver in der Abwehr sein müssen, sind nicht konsequent genug gewesen“, fasste Bianka Eckardt zusammen. Dazu habe der Tabellendritte ihre Fehler dankend angenommen.

Anne Voigt übrigens bescheinigte die Co-Trainerin eine gute Leistung. Dass niemand auf der Bank saß, der für sie hätte einspringen können, belastete die Keeperin offenbar kein bisschen. „Patrycja war ja mit in der Halle und hat mich von außen unterstützt, mir Tipps gegeben“, sagte Anne Voigt. Trotzdem hofft sie, dass die Polin am Samstag wieder fit sein wird.

Quelle: Miiteldeutsche Zeitung