Wie kann ein Handballer, der gerade selbst mächtig gefordert war, am besten entspannen? Bei seiner Lieblingsbeschäftigung natürlich. Anne Voigt zumindest hält das so. Die Torfrau von Zweitligist Union Halle-Neustadt sah sich gestern in Leipzig mit ihrer Teamkollegin und WG-Mitbewohnerin Elisa Möschter den Sieg der DHfK-Männer gegen Hennstedt an. Tags zuvor noch hatte sie selbst Blut und Wasser geschwitzt.
Weil Stammkeeperin Patrycja Mikszto mit Fieber das Bett hüten musste, wurde Anne Voigt beim 32:30-Sieg gegen Aufsteiger Herrenberg ins kalte Wasser geworfen. Denn eigentlich hält sie für Viertliga-Spitzenreiter Markranstädt den Kasten sauber. Und von ihrem Zweitspielrecht konnte sie nur deshalb am Samstag Gebrauch machen, weil die Sächsinnen am Wochenende nicht aufliefen.

Und so kalt, das bestätigte die 22-Jährige lachend, war das Wasser gar nicht. „Höchstens lauwarm.“ Schließlich war sie vorige Saison noch eine ganze Wildkatze gewesen und kennt deshalb viele ihrer Vorderleute. Wenn sie es einrichten kann, trainiert sie mit den Wildcats in Halle.
Doch Trainer Jörgen Gluver ist neu für sie. Und das von ihm favorisierte Spielkonzept mit einer sehr offensiven Abwehr ebenfalls. „Der Coach hatte vor dem Spiel alle aufgefordert, mir zu helfen, und das haben die Mädels dann auch versucht“, lobte Voigt. Sie habe zwar sicher nicht ihr bestes Spiel gemacht, aber zumindest die Mission erfüllt mit dem Sieg. „Sie war kein Fremdkörper in unserem Spiel“, sagte Co-Trainerin Bianka Eckardt. „Und sie hat in zwei Situationen, in denen wir den Ausgleich hätten hinnehmen können, den Ball gehalten.“
Dabei mussten die Hallenserinnen schon früh eine heikle Situation meistern. Weil Stefanie Hummel in der 14. Minute ihre zweite Zeitstrafe absaß und bei der nächsten unweigerlich ihre Disqualifikation drohte, schickte Gluver die quirlige Spielerin nur im Angriff aufs Parkett und ersetzte sie in der Verteidigung durch Linda Umbusch. Die machte ihre Sache gut. Herrenbergs gefährliche Sulamith Klein auf Halblinks war kaltgestellt. Über die Stationen 10:7 (14.) und 17:12 (26.) setzten sich die Gäste zur Halbzeit auf 18:14 ab und verteidigten den Vorsprung.

Erst in den Schlussminuten ließ die Konzentration nach. Gluver nahm eine Auszeit – und griff in die Trickkiste: Während Martyna Rupp im Angriff zur Mitte lief und so die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zog, spielte Jacqueline Hummel ihre individuelle Klasse aus und wuchtete den Ball zum entscheidenden 32:30 ins Tor. (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung