Die tragische Figur am Sonntagnachmittag in der Universitätssporthalle war eindeutig Jacqueline Hummel. Nach 40 Spielminuten hatte die Rückraumspielerin des SV Union Halle-Neustadt im Zweitliga-Spiel gegen den HC Rödertal die große Chance zum Ausgleich. Beim Stand von 17:18 bekamen die Gastgeberinnen einen Siebenmeter zugesprochen – doch Hummel scheiterte.

Und es kam noch schlimmer für die 21-Jährige. Wenige Minuten später lag sie nach einem Zweikampf blutüberströmt am Boden und konnte nicht mehr weiterspielen. „Sie hat einen Nasenbeinbruch erlitten und wird diese Woche noch operiert“, sagte Pressesprecher Marcel Gohlke nach dem Spiel. Ohne ihre beste Werferin – fünf Tore hatte Hummel zuvor erzielt – brachen die Hallenserinnen am Ende ein und verloren 22:30. Gegen Rödertal, das zuvor zweitschlechteste Auswärtsteam der Liga.

Nur ein Siebenmeter sitzt

Doch gerade mit ihrem verworfenen Strafwurf führte Jacqueline Hummel die Ursache der Heimpleite beispielhaft vor. Siebenmal traten die Wildcats aus sieben Metern an, nur einmal brachten sie den Ball auch im Tor unter. Anders die Gäste aus Rödertal, deren beste Werferin Jurgita Markeviciute sieben von acht Versuchen verwertete. Die Litauerin traf insgesamt zwölfmal und wird in der Scorerliste aktuell auf Rang zwei geführt.

„Wer solche Chancen nicht nutzt, kann ein Spiel auch nicht gewinnen“, stellte Wildcats-Trainer Michal Lukacin ernüchtert fest. Wohl wissend, dass der Fehlversuch von Jacqueline Hummel nicht der einzige war, der den Spielverlauf hätte ändern können.

Nur einmal in Führung

Nachdem die Gastgeberinnen in der ersten Viertelstunde immer wieder einem Rückstand hinterhergelaufen waren, gingen sie nach 16 Minuten zum ersten Mal in Führung – 9:8. Doch während Eileen Uhlig, Linda Jäger und Monic Burde anschließend aus sieben Metern verwarfen, drehte Rödertal das Spiel wieder, Halle lag zur Pause 12:14 hinten.

Nach dem Seitenwechsel kämpften sich die Wildcats wieder auf 17:18 heran, doch Jacqueline Hummel ließ die Ausgleichschance liegen. Und in den letzten 20 Minuten klappte bei den Hallenserinnen so gut wie gar nichts mehr, sie kassierten zwölf weitere Gegentore. Am Ende war die Niederlage deutlich.

Die Spielerinnen und der Trainer wollten die Pleite aber nicht nur an der schlechten Strafwurf-Ausbeute festmachen. Linda Jäger prangerte zudem die fehlende körperliche Präsenz an: „Wir haben den Kampf nicht angenommen.“ Und Lukacin argumentierte in eine ähnliche Richtung: „Es war ein typisches Derby mit vielen Emotionen. Aber Rödertal hat mehr gekämpft als wir.“

Später verabschiedete sich der Trainer mit einem Schmunzeln und der Ankündigung, er werde nun die ganze Woche Siebenmeter trainieren lassen.

Mitteldeutsche Zeitung von Max Zeising