Bei einem schüchternen Lächeln kommt der Brilli auf den Zähnen zutage. Beide haben ihn an der gleichen Stelle, oben links neben dem Schneidezahn. Das lässt erahnen: Hier will eine so sein wie die andere, hier eifert die jüngere Schwester der älteren nach.

Eines allerdings hat die 16-jährige Lara Michel der vier Jahre älteren Anne inzwischen voraus. Während Anne für Union Halle-Neustadt in der zweiten Handball-Bundesliga antritt, wird das Nesthäkchen der Michels ab Herbst mit der JSpG Halle/Magdeburg/Barleben in der Bel-Etage aufspielen. Beim Qualifikationsturnier im nordrhein-westfälischen Kamen war Lara maßgeblich am zweiten Gesamtplatz beteiligt. Der berechtigt zum Aufstieg in die neu gebildete Jugend-Bundesliga. „Ich bin stolz auf meine kleine Schwester“, sagt Anne, wohlwissend, dass Lara zumindest größenmäßig schon längst mit ihr auf Augenhöhe ist.

Was die Liga betrifft, wollen es die Wildcats um Anne Michel in den nächsten Jahren den Talenten des Vereins gleichtun. Hoch in die Bundesliga und dann vielleicht sogar im Michel-Doppelpack? „Reizvoll ist das schon“, sagt die 20-jährige Anne. „Aufgrund des Altersunterschiedes hat es noch nie geklappt, dass wir in einer Mannschaft spielen. Das auch noch in der Bundesliga, das wäre fantastisch.“

Allerdings nicht um jeden Preis. Darin sind sich die Schwestern, die eine verblüffende Ähnlichkeit auszeichnet, einig. Beide lieben ihren Sport, doch für beide hat die berufliche Zukunft Priorität. Anne geht ins letzte Jahr ihrer Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Halle. Das lässt sich gut mit dem Training koordinieren. Lara hofft nach Abschluss der Sportsekundarschule im nächsten Jahr auf einen Platz an der Polizeischule in Aschersleben. Ob sie das alles unter einen Hut kriegen wird, darüber will sie jetzt noch nicht nachdenken. Denn bis dahin hat der Sport auf jeden Fall Priorität.

Die Bundesliga wird ihr helfen, sich weiter zu profilieren. Dort hätte Lara gern einiges von ihrer Schwester. „Sie steht besser als ich in der Abwehr und fasst richtig zu, während ich noch manches mal zu zaghaft bin“, sagt sie. Wenn Anne mit den Wildcats zu Hause spielt, schaut sie zu, um etwas lernen.

Dabei kann sie schon sehr viel. „Wenn ich Lara spielen sehe, sehe ich mich vor ein paar Jahren. Wie sie läuft, springt, wirft – das ist unglaublich“, sagt die Zweitliga-Spielerin. Während sie über die Umwege Rhönradfahren, Turnen und Wasserspringen zum Handball gefunden hat, war es bei Lara Liebe auf den ersten Blick. „Ich wollte unbedingt das, was Anne macht“, sagt Lara.

Und vielleicht tun sie das irgendwann einmal sogar in einer Mannschaft.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung von Petra Szag