Es war kein Spiel wie jedes andere. Das letzte Heimspiel einer Saison ist in der Regel mit vielen Emotionen verbunden. Schon allein deswegen, weil es dann immer wieder heißt: Abschied nehmen. Das war auch nicht anders vor der Handball-Zweitligapartie zwischen den Frauen von Union Halle-Neustadt und dem SC Greven. Mit Torhüterin Anna Baranowska sowie Sabrina Cichy und Thea Schwarz verabschiedeten die Wildcats gleich drei Spielerinnen. Und nach dem schwer erkämpften und äußerst glücklichen 25:24 (15:13)-Heimsieg verabschiedeten sie auch ihren Kontrahenten aus Westfalen nach vielen gemeinsamen Jahren bis auf Weiteres in die dritte Liga.

Was die Wildcats ihren 300 Fans beim letzten Heimauftritt allerdings sportlich boten, war nur phasenweise zweitligatauglich. Ganz offensichtlich spielte bei einigen Unionerinnen der Gedanke an die 22:38-Klatsche des Kontrahenten unter der Woche beim TV Nellingen mit. Denn nicht anders ist es zu erklären, dass die Gastgeberinnen nach einer 9:3-Führung (15.) das Handballspielen nahezu einstellten.

Greven kam so immer besser ins Spiel und schloss bis zur Halbzeit auf 13:15 auf. Trainer Michal Lukacin ahnte das Unheil zwar, doch seine Worte in der Halbzeitpause schienen nicht genügend Gehör gefunden zu haben. Bis zum 19:15 durch Monic Burde (40.) ging alles gut, doch danach nahezu alles den Bach hinunter. Fünf Minuten später stand es 19:19. „Wir haben einmal zehn Minuten gut gespielt, dann wieder zehn Minuten unterirdisch schlecht. So kann man kein Spiel gewinnen“, schimpfte Lukacin. Allerdings fiel auch der Trainer phasenweise in längst vergessen geglaubte Verhaltensmuster zurück. Anstatt seine Spielerinnen in kritischen Phasen zu beruhigen, rannte er an der Linie auf und ab und trug wieder einmal seinen Teil zur Verunsicherung bei. „Wir haben nur 50 Prozent unseres Könnens abgerufen. Da kann ich doch nicht ruhig bleiben“, fragte er später ein wenig hilflos in die Runde. Womit er zweifellos Recht hatte, war die Feststellung: „Ich hatte mehr Kampfgeist und Einsatzbereitschaft von meiner Mannschaft erwartet.“

Seine Schützlinge hatten mehrere Möglichkeiten, den Sack gegen den Tabellen-Vorletzten zuzubinden, doch selbst eine 23:20-Führung zehn Minuten vor dem Ende gaben sie wieder her.

Die Dramatik der Schlussminuten war dann selbst von einem spannenden Krimi nicht zu überbieten. Beim 24:24 hatte Grevens Sarah Everding die Chance zur erstmaligen Führung für die Gäste. Doch anstatt ins Tor und die verunsicherten Wildcats damit ins Mark traf sie nur den Pfosten. Den letzten Angriff spielte Union dann lange aus und holte fünf Sekunden vor dem Ende einen Siebenmeter heraus. Die sonst so sichere Strafwurfschützin Eileen Uhlig schlich mit zitternden Knien zur Siebenmeter-Marke. Eine Viertelstunde zuvor hatte sie erst einen Strafwurf vergeben, genauso wie vor Wochenfrist, als sie durch das gleiche Missgeschick im Spiel bei der SGH Rosengarten (28:27) noch einmal für unfreiwillige Spannung gesorgt hatte. Aber dieses Mal verwandelte Uhlig sicher und rettete ihrer Mannschaft unter Tränen einen schmeichelhaften Sieg gegen den damit feststehenden Zweitliga-Absteiger.

Union: Voigt; ; St. Hummel 4, Kiskyte, Schwarz, Jäger, Möschter, Cichy 2, Burde 3, J. Hummel 7, Kracht 1, Uhlig 7/5, Stuparicova 1

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung