Herber Rückschlag. Ein fieser Grippevirus und die eigene Abschlussschwäche stoppten den jüngsten Aufwärtstrend bei den Zweitliga-Handballerinnen der SG H2Ku Herrenberg. Diese musste dem SV Union Halle-Neustadt mit 21:25 klein beigeben. Nachdem erst kurz vor Spielbeginn feststand, wer denn überhaupt auflaufen kann, schraubte Herrenbergs Trainer Hagen Gunzenhauser seine Erwartungshaltung zurück. Kerstin Foth musste krankheitsbedingt passen. Lea Neubrander, Sulamith Klein und Freya Stonawski, die ebenfalls gesundheitlich gehandicapt sind, streiften sich dennoch das SG-Trikot über. “Ich hatte ehrlich gesagt viel Schlimmeres befürchtet”, gab der SG-Coach unumwunden zu. “Die Mädels haben sich dafür großartig geschlagen.”

Die Kuties, die neun Minuten vor Schluss noch mit 20:19 führten, vergaßen jedoch, sich selbst zu belohnen. “Wenn wir nur unsere Siebenmeter besser genutzt hätten”, ärgerte sich Hagen Gunzenhauser, dass von neun Versuchen nur ganze drei den Weg ins Ziel fanden. “Da müssen wir souveräner werden.” Nach dem 0:3-Kaltstart schaffte es die SG H2Ku dennoch, den Hebel umzulegen. Die Herrenbergerinnen wollten keinesfalls kampflos das Feld räumen. Allen voran die erst 17-jährige Lea Neubrander, die wild entschlossen das Heft des Handelns in beide Hände nahm. Gleich viermal in Folge traf das Ausnahmetalent ins Schwarze. Diese 4:3-Führung gab aber längst nicht die nötige Sicherheit. Die Hallenserinnen rappelten sich wieder auf, mussten dabei aber schon ihr ganzes Können abrufen, um wieder in Führung zu gehen. Die Kuties bissen sich regelrecht in ihre Aufgabe, schafften bis zum 7:7 stets den Ausgleich. Dieser hätte vielleicht auch bis zur Pause Bestand gehabt, wenn die Unparteiischen nicht gleich drei fragwürdige Zeitstrafen gegen sie verhängt hätten. In den letzten Zügen der Halbzeit schlug der SV Union daraus Kapital und machte aus einem 10:11 ein 10:13. Von diesem erneuten 3-Tore-Rückstand ließ sich Gunzenhausers Rumpftruppe nicht beeindrucken. Die Gastgeberinnen starteten durch Monika Kornet, Freya Stonawski und Marie-Christine Beddies eine Aufholjagd zum 13:13. Die SG-Fans unter den rund 400 Zuschauern trauten ihrem Team noch mehr zu, ärgerten sich aber zunächst, dass die Gäste zwei Siebenmeter zum 13:15 verwandelten. Doch wieder entpuppten sich die Herrenbergerinnen als Stehaufmännchen. Lisa Gebhard zum 14:15, Alisa Berger zum 15:16 und Energiebündel Marie-Christine Beddies zum 16:17 hielten die Partie offen.

Allerdings brachten sich die Kuties immer wieder selbst um den möglichen Vorteil. 14 Fehlversuche im zweiten Abschnitt, wobei nicht weniger als fünf an der Torumrandung endeten, waren zu viel. Dennoch schafften sie es, den Fuß nach und nach entscheidend in die Tür zu bringen. Torfrau Monika Lide lief zur Höchstform auf. Ihre Ballgewinne nutzten Sarah Neubrander und Anika Leppert zum 18:18. Nach dem Doppelpack von Lea Neubrander zum 20:19 war der zweite Heimsieg in greifbarer Nähe. “Bis fünf Minuten vor Schluss konnten wir es sehr spannend gestalten”, raufte sich Hagen Gunzenhauser dennoch mehrfach die Haare. Erst gelang Lisa Gebhard beim Stand von 20:20 ein Wembley-Treffer, der nicht gegeben wurde, dann leisteten sich ihre Mitspielerinnen einen technischen Fehler zu viel. Und zu schlechter Letzt hatte Halle das Glück auf seiner Seite, als der Ball vom Innenpfosten zum 20:22 ins SG-Gehäuse prallte. “Am Ende war bei uns die Luft im Abschluss leider etwas raus”, war für den SG-Coach angesichts der Vorgeschichte nur allzu verständlich, dass der Akku seiner Mannschaft irgendwann leer war. Die Gäste schaukelten die Partie bis zum 21:25-Endstand nach Hause.

“Wichtig ist, dass wir in unserer jetzigen Situation nicht verzagen”, stand für Hagen Gunzenhauser fest, dass seine Mannschaft im Vollbesitz der Kräfte eine reelle Siegchance gehabt hätte. Das Wichtigste für ihn ist aber dass sich das Krankenlager lichtet. Auch deshalb gab er einen Tag trainingsfrei.

Quelle: Kreiszeitung Böblinger Bote von Harald Rommel – 30.01.2017