Es gibt diese Moment im Sport, die mehr erzählen als Worte. Diese Aktionen, die alles auf den Punkt bringen. Fünf Sekunden waren in der Erdgas Sportarena am Samstagabend im Handball-Zweitliga-Spiel zwischen den Frauen von Union Halle-Neustadt und dem TV Nellingen noch in der ersten Halbzeit zu spielen. Alles sprach gegen die Gastgeberinnen. Die Wildcats agierten in Unterzahl, kamen im Angriff mit spielerischen Mitteln nicht weiter. Da fasste sich Martyna Rupp ein Herz. Zehn Meter vom Tor entfernt sprang sie ab. Beidbeinig. Und sie jagte den Ball unter die Latte. 18:18 – Halbzeit.
Es war ein Tor des unbedingten Willens. Und mit genau dieser Entschlossenheit brachten die Wildcats in der zweiten Hälfte den 32:31-Sieg über die Zeit. Ihren ersten Saisonsieg. „Ich wollte nicht mit einem Rückstand in die Pause gehen, deshalb habe ich unbedingt den Abschluss gesucht“, erzählte Rupp später. „Dass dieser Treffer dann solch motivierende Wirkung für unsere beste Viertelstunde in dieser Saison gehabt hat, war mir da noch nicht bewusst.“

Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit, in der sich beide Mannschaften nichts schenkten, kam das Team von Union-Trainer Jörgen Gluver nämlich hoch konzentriert zurück und drückte der Partie seinen Stempel auf. Nicole Roth im Tor steigerte sich von Minute zu Minute, und im Angriff trafen binnen 15 Minuten gleich fünf Spielerinnen. Die Vorentscheidung schien nur eine Frage der Zeit, weil die Gäste nicht mehr wussten, auf wen sie sich konzentrieren sollten. Warum den Wildcats aber noch ein ganzes Stück bis zu einer Spitzenmannschaft fehlt, zeigten die fünf Minuten nach der starken Viertelstunde. Gäste-Trainer Pascal Morgant stellte seine Abwehr auf 3:2:1 um und plötzlich war aus dem 25:21 ein 26:26 geworden. Doch anders als in den Partien zuvor gab Union das Spiel dieses Mal nicht aus der Hand. „Ich habe immer betont, dass wir Schritt für Schritt gehen müssen“, sagte Eileen Uhlig, die sechs Siebenmeter verwandelte und auch aus dem Feld noch drei Mal traf. „Wir haben uns in der Auszeit nach dem Ausgleich vorgenommen, hier keine Luft mehr ranzulassen. Das war eine Frage der Einstellung. Ich bin danach zwar völlig platt, aber es hat geklappt und alle sind erst einmal glücklich.“

Das war auch Nicole Roth, die sich nach dem gemeinsamen Jubel auf einen Stuhl der Wechselbank fallen ließ und minutenlang in die fast schon leere Halle starrte. „Das war eine Achterbahn der Gefühle. Aber es hat Spaß gemacht. Und ich möchte dieses Gefühl auch nächste Woche gegen Nürtingen noch einmal auskosten“, sagte die Torhüterin. Mit mehr als ein Dutzend Paraden hatte sie vor allem in der zweiten Halbzeit einen großen Anteil am ersten Saisonsieg.

Union: Roth, Voigt; Dietz, J. Hummel 6, St. Hummel 7, Möschter 3/1, Smit, Jäger 3, Uhlig 9/6, Hald, Rupp 3, Mikkelsen 1