Diesmal war kein Durchkommen. Als drei Sekunden vor Abpfiff Beyeröhde nahe des Union-Tores einen Freiwurf zugesprochen bekam, stockte so manchem der 378 Zuschauer am Samstag in der Erdgas-Arena der Atem. Schließlich war allen noch gegenwärtig, wie die Wuppertalerinnen mit dem Pausenpfiff in diesem Zweitliga-Handballspiel durch Marieke Köhler die Abwehr der Wildcats austricksten und den Ball in Halles Tor versenkten. Mit einem Viertore-Rückstand (14:18) musste Union danach in die Kabine gehen.

Knapp 30 Spielminuten später jedoch funktionierte das Bollwerk der Gastgeberinnen und der ausgeklügelte Spielzug der Gäste versandete. Mit einem Kraftakt haben die Unionerinnen das 30:29 verteidigt. Was vor allem deshalb bemerkenswert war, weil sie drei Minuten zuvor noch mit vier Toren vorn gelegen hatten. „Ein bisschen Dramatik gehört bei uns dazu“, kommentierte die völlig verausgabte Jacqueline Hummel das Wimpernschlag-Finale. „Und für die Zuschauer war es doch sehr spannend.“

Unermüdliche Arbeitsbiene

An dem so mühsam erkämpften Sieg hatte Halles Vollstreckerin vom Dienst eine gewaltige Aktie – nicht nur wegen ihrer 13 Tore. „Handball ist ein Mannschaftssport“, wollte die unermüdliche Arbeitsbiene die Blumen nicht annehmen. „Aber natürlich bin ich froh, wenn ich meinen Beitrag leisten kann.“ Und doch war es vor allem Jacqueline Hummel, „die uns in der ersten Halbzeit im Spiel gehalten hat“, bestätigte Co-Trainerin Bianka Eckardt. Halles Probleme waren nicht allein darauf zurückzuführen, dass Beyeröhde schnellen, dynamischen Handball spielte. Und es lag auch keinesfalls nur daran, dass der Gegner in der Abwehr nicht zimperlich war. Entscheidend war Halles nicht funktionierender 3-2-1-Abwehrriegel. „Wenn du nach hinten arbeitest und nicht nach vorn, wenn du da wenig aggressiv bist, dann kannst du gegen einen solchen Gegner nicht punkten“, erklärte Eckardt. Fast jeder Versuch Beyeröhdes war ein Treffer.

Erst als Cheftrainer Jörgen Gluver die Positionen Halbrechts und Halblinks einen Schritt vorzog, klappte das Union-Spiel besser. Nun konnte sich auch Torfrau Patrycja Mikszto auszeichnen. Und im Angriff gab es immer öfter Grund zu jubeln. Jacqueline Hummels Zwillingsschwester Stefanie war es vorbehalten, in der 40. Minute die Gastgeberinnen erstmals in Führung zu bringen (20:19). Danach kam Unions Maschinerie ins Rollen. Als Elisa Möschter in der 58. Minute das 30:26 erzielte, schien alles entschieden. Bis Beyeröhde verzweifelt alles nach vorn warf und wieder herankam.

Mandy und Sandra konnten sieben Mal jubeln

Einen weiteren Sieg gab es übrigens für Jacqueline und Stefanie Hummel in einem außerhalb des Protokolls geführten Familienduell: Während sie es zusammen auf 16 Tore brachten, trugen sich auf der anderen Seite die Münch-Schwestern 15 Mal in die Torschützenliste ein. Allerdings muss die 15 durch drei geteilt werden. Mandy und Sandra hatten je siebenmal Grund zu jubeln, Nicole einmal.

Die wieder einmal bemühte Doppelte-Lottchen-Problematik belächelte Jacqueline Hummel nur. „Das alles ist für uns nicht wichtig“, versicherte sie, so etwas überhaupt nicht zu registrieren. „Wichtig ist einzig die Mannschaft.“ Und natürlich, dass sie Erfolg hat. (mz)