Wenn der Trainer nach nur sechs Minuten die erste Auszeit nimmt, dann kann etwas nicht stimmen im Spiel seiner Mannschaft. Wenn er dann nach 19 Minuten bereits zum zweiten Mal die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch knallt, läuft aber auch wirklich alles schief. So geschehen am Samstag im Zweitligaspiel zwischen den Handballerinnen des SV Allensbach und des SV Union Halle-Neustadt. Schon beim ersten Timeout von Trainer Marco Schiemann deutete sich an, dass es ein schwarzer Tag werden würde für die Gastgeberinnen. 0:5 stand es da. Der SVA war viel zu passiv in der Abwehr gestartet und ohne Druck in der Offensive. Es herrschte Totenstille in der Halle bei diesem „verschlafenen Anfang“, wie der Trainer die ersten Minuten nannte.

Schiemann wollte mit der frühen Auszeit seine Mannschaft wachrütteln. Allein, es blieb beim Wollen, denn auch in der Folge war Allensbach ängstlich, hilflos und leistete sich viel zu viele anfängerhafte Aussetzer. „Nach zehn Minuten hat man an der Körpersprache der Spielerinnen schon gesehen, dass sie total verunsichert sind“, analysierte Manager Manfred Lüttin zu Recht. Hängende Köpfe nach Fehlwürfen, Gesten der Resignation bei Abwehrfehlern. „Der Stachel vom letzten Wochenende saß wohl noch so tief, obwohl wir gedacht hatten, dass die Köpfe frei sind“, sagte Lüttin in Bezug auf die beiden Niederlagen in Norddeutschland.

Wie man es in fremder Halle besser macht, zeigten die Gäste aus Sachsen-Anhalt. Sie hatten die Partie stets im Griff. Mit freundlicher Unterstützung des SV Allensbach durften sie durch die Abwehr spazieren oder mutterseelenallein vom Kreis abschließen. 2:10 stand es Mitte der ersten Hälfte. Beim SVA fehlte an allen Ecken und Enden eine Führungsspielerin, die das Team aus seiner Lethargie reißen kann. „In der Abwehr haben wir nur reagiert, nicht agiert, im Angriff war das ganze Spiel zu statisch, weil niemand einen Fehler machen wollte und alle nur darauf bedacht waren, die Verantwortung weiter zu geben“, sagte Lüttin über eine der schlechtesten ersten Hälften des SVA seit langem. Nur drei der ohnehin wenigen Allensbach Tore zum 8:15-Zwischenstand fielen aus dem Spiel heraus.

Auch nach dem Wechsel blieb alles beim Alten. Allensbach leistete sich technische Fehler, und der SV Union Halle-Neustadt zog bis zum 11:20 weiter davon. „Die Torausbeute war miserabel, wir haben es zu oft durch die Mitte versucht. Nach vorne waren wir zu langsam, dabei wollten wir unsere Tore über Konter machen“, ärgerte sich Trainer Schiemann, dessen Stammspielerinnen zum Ende der Saison hin die Kraft auszugehen scheint. Halle hatte „auf alle Alternativen, die Allensbach in der Abwehr aufgeboten hat, eine Antwort“, wie Trainerin Bianka Eckardt sagte. Die Gastgeberinnen hingegen waren unter dem Strich chancenlos gegen „eine starke Mannschaft, die auf allen Positionen besser besetzt ist als wir“, so Manager Lüttin. „Bis auf ein kurzes Aufbäumen in der zweiten Halbzeit konnten wir nicht mithalten“, sagte Trainer Schiemann. Da zeigte sein Team beim 19:23 (53.) ein kleines, spätes Lebenszeichen, doch am Ende brachte der Tabellenfünfte den 29:23-Auswärtssieg sicher über die Zeit.

Der SV Allensbach ist indessen wieder auf einen Abstiegsplatz abgerutscht und nun Vorletzter der Tabelle. „Wenn wir die letzten Spiele so bestreiten, dann wird’s ganz eng“, sagte Marco Schiemann. Sein Manager wollte trotz des Rückschlags schnell nach vorne schauen. „Wir haben zwar ein Endspiel verloren, doch das Resümee nach der ersten Enttäuschung kann nur heißen: Mund abwischen und auf das nächste Spiel konzentrieren“, sagte Manfred Lüttin. Diese Niederlage sollte aber besser verarbeitet werden als die beiden zuvor, denn nach einer zweiwöchigen Pause steht am 26. April ein wirkliches Endspiel an: Dann kommt das Schlusslicht TSG Ober-Eschbach zum Kellerduell nach Allensbach.

SV Allensbach: Pfeifer, Neumann (Tor); Jänisch (2), Rothmund, Willauer (4), Münzer, Greinert (3), Hotz (12/6), Hübner, Fix (1), Kovacova, Zogg, Maier, Mayer (1), Lizureck. – Z: 300.