Der Schlag ins Gesicht zeigte Wirkung. Nach der verzweifelten Abwehraktion der pfundigen Rosengartenerin Sabine Heusdens plumpste Jacqueline Hummel aufs Parkett und lag da benommen – wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Die Torjägerin des halleschen Handball-Zweitligisten brauchte einige Augenblicke, um sich wieder aufzurappeln. Das nun wiederum blieb wirkungslos. Eileen Uhlig angelte sich den Ball und spielte ihn frech an den sich bis zuletzt gegen die drohende Niederlage stemmenden Gegnerinnen vorbei zu Stefanie Hummel. Die nutzte ihre Chance eiskalt und setzte den Schlusspunkt für ihre Mannschaft. 37:34 gewann Union Halle-Neustadt am Sonntag in der Erdgas-Arena gegen den bis dato Tabellen-Dritten. „Das war meine Rache“, sagte später – nicht ganz ernst gemeint – Jacqueline Hummel über das Tor ihrer Schwester. Und auch wenn dieses kurz vor dem Abpfiff nicht mehr spielentscheidend war, so scheint die Szene doch symptomatisch für das packende Duell. Als Rosengarten Halles Vollstreckerin vom Dienst eine Sonderbewachung zukommen ließ, übernahmen andere Verantwortung.

„Der Trainer hat vorher mit uns darüber ausführlich gesprochen“, sagte Eileen Uhlig. „Auch wir anderen wissen ja, dass wir treffen können, wir müssen es nur öfter versuchen.“ Sie selbst hat es so auf sechs Treffer gebracht, was ihr diesmal gemeinsam mit Martyna Rupp Platz zwei in der halleschen Hitliste hinter 14-fachen Schützenkönigin Jacqueline Hummel brachte. Was aber noch viel wichtiger war in Uhligs Augen: „Wir funktionieren als Mannschaft immer besser.“ Doch der Reihe nach. Der bisherige Tabellen-Elfte aus Halle begann hochkonzentriert. Über die Stationen 3:0 (5. Minute ) und 7:2 (11.) enteilten sie bis auf sieben Tore (15:8/21.). Die Abwehr – diesmal als 6:0-Riegel mit früh raustretenden Halb-Linken und Halb-Rechten – agierte äußerst aggressiv und erarbeitete viele Konterchancen, die auch munter genutzt wurden.

Beim Stand von 20:15 ging es in die Kabinen. „20 Tore in einer Halbzeit, das sagt viel aus über die Qualität unseres Angriffs“, sagte dann auch Halles Trainer Jörgen Gluver zufrieden. Zudem vereitelte Patrycja Mikszto mit ihren Paraden im Tor ein ums andere mal Rosengartens Chancen. „Ich bin eine der Erfahrensten in einem sehr jungen Team. Ich sehe es als meine Aufgabe, Ruhe reinzubringen in unser Spiel“, sagte die 31-jährige Polin bescheiden. Später schlichen sich ein paar technische Fehler ins Spiel der Gastgeberinnen ein. Das verhinderte eine frühe Vorentscheidung. Doch auch heikle Phasen – wie die gleich doppelte Unterzahl zehn Minten vor Schluss (30:24) – wurden diesmal schadlos überstanden und so letztlich der eiserne Wille der Truppe und deren Disziplin bei der Umsetzung der taktischen Marschroute belohnt. „Ich habe immer gesagt, wir brauchen Geduld“, meinte Gluver lächelnd. Die beginnt sich, so scheint es, nun auszuzahlen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung