Als der Beifallssturm endlich verebbte in der Erdgas Arena an diesem Samstag und die völlig entrückten Handball-Fans ihre Wildcats mit deren Glücksgefühlen in die Umkleidekabinen entließen, da wischte sich Patrycja Mikszto verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln. Halles Torfrau huschte zu ihrer Sporttasche und holte ein Paar alte Turnschuhe heraus. „Ein Geschenk ist das“, erklärte die gebürtige Polin. Ein Glücksbringer für einen kleinen Fan. Das Mädchen hatte auf einem selbst gebastelten Plakat – für alle 550 Zeugen des grandiosen 34:29-Erfolges von Union über Zweitliga-Spitzenreiter Dortmund sichtbar – ihr Bedauern ausgedrückt. Ihren Ärger darüber, dass der Vertrag ihres Lieblings mit Union Halle-Neustadt nicht in die Verlängerung geht. „Miko, du bist die Nr. 1 im Tor“ war darauf zu lesen. Und daneben stand – in Anspielung auf den ebenfalls auslaufenden Vertrag mit Dagmara Stuparicova, genannt Dada: „Dada, du bist für mich die Beste.“

Patrycja Mikszto war sichtlich ergriffen. Dass sie die Sympathiebekundungen angespornt haben, war zuvor auf dem Parkett zu sehen gewesen. Während Dortmund immer unsicherer wurde, klappte bei Halle so ziemlich alles. Das Gefühl, dass die Kraft nicht reichen würde, kam nicht einmal auf. „Konditionell sind wir tatsächlich sehr stark“, bestätigte Jacqueline Hummel, mit 13 Toren einmal mehr die treffsicherste Wildkatze. „Und wir waren unglaublich motiviert.“ Dem Spitzenreiter eins auszuwischen, macht offenbar großen Spaß.

Speziell Mikszto war noch aus einem anderem Grund wie entfesselt. Denn auf der BVB-Trainerbank saß Ildiko Barna. Diese hatte bis 2013 Erstligist Koblenz und damals auch Mikszto betreut. „Sie hatte mir gesagt, dass ich nicht gut genug bin. Ich wollte ihr das Gegenteil beweisen“, sagte Miko. Es ist ihr gelungen. Und auch Stuparicova machte ein großes Spiel, warf sechs Tore von Linksaußen. „Es war das beste Spiel unserer Mannschaft. Alle waren mit Herz dabei und 60 Minuten lang hochkonzentriert“, sagte die Slowakin. Dass ihre Tage in Halle nach drei Jahren gezählt sind, bedauert die 32-Jährige. „Aber so ist nun einmal der Sport“, sagte sie ganz Profi. Sie wird wiederkommen, das weiß sie – und dann gegen ihr jetziges Team spielen. Aufhören ist kein Thema.

Die Stationen des Union-Sieges sind schnell aufgezählt. Über ein 10:5 (15.) schaffte Halle bis zur Halbzeit ein 16:13. Nur einmal kam der Favorit bis auf 18:16 (37.) heran, dann ging ihm die Luft aus. „Wir haben Halles Torfrau berühmt geworfen“, sagte die BVB-Trainerin Barna. Ihre Abwehr habe schlecht gestanden und im Angriff wurden die Chancen nicht genutzt. Völlig konträr spielte Union. (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung von Petra Szag