Martyna Rupp hatte eine letzte Chance. Nur noch eine Sekunde war im Spitzenspiel der Halle Wildcats gegen die Neckarsulmer Sportunion zu spielen und die Gastgeberinnen lagen mit 27:28 zurück. Die Hoffnung auf ein Remis war noch intakt: Nach einem Foulspiel hatten die Wildcats einen finalen Freiwurf zugesprochen bekommen. Also schnappte sich Rupp den Ball, drückte sich dynamisch ab und feuerte den Ball über die gegnerische Abwehrmauer hinweg. Der Wurf wäre wohl genau im linken Eck eingeschlagen, aber die Neckarsulmer Torfrau hatte etwas dagegen. Reaktionsschnell fuhr sie ihr Bein aus, parierte den Ball und besiegelte damit die Niederlage der Wildcats.
Was folgte, war kollektiver Frust. So vergrub Kapitänin Eileen Uhlig den Kopf in ihrem Trikot, wollte die ersten Emotionen für sich behalten. „Ich bin traurig und enttäuscht. Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen“, gab sie später zu Protokoll. „Aber wir machen zu viele kleine Fehler und das macht am Ende den Unterschied.“

Eine treffende, wie bittere Analyse. Denn der ungeschlagene Tabellenführer Neckarsulm war am Sonntag definitiv schlagbar. Das zeigte sich bereits in der Anfangsphase: Angetrieben von der tollen Kulisse von 750 Zuschauern in der Erdgas Sportarena lagen die Wildcats früh mit 3:1 in Front. Aber überhastete Würfe und ungenaue Anspiele ließen diesen Vorsprung schnell dahingehen. Begünstigt durch die Fehler der Wildcats drehte Neckarsulm das Spiel, konnte sich aber nie entscheidend absetzen. Denn auch der souveräne Tabellenführer leistete sich Schwächephasen, die die Wildcats immer wieder gekonnt ausnutzten und so zur Halbzeit nur mit 13:14 zurücklagen. Auch nach der Pause blieb das Spiel völlig offen. Das schlechtere Ende hatten aber die Wildcats.
„Es ist schade, dass ich die Chance nicht nutzen konnte“, ärgerte sich Rupp über ihre letzte Szene. „Aber wir können stolz auf uns sein. Wir haben gut gekämpft, viel Herz gezeigt. Am Ende fehlte das entscheidende Quäntchen Glück.“
Und so standen die Wildcats trotz couragierter Leistung punktemäßig mit leeren Händen da. „Einen Punkt hätten wir verdient gehabt“, folgte Trainer Jörgen Gluver den Einschätzungen seiner Spielerinnen. Er strich aber auch die positiven Aspekte der knappen Niederlage heraus. „In Neckarsulm haben wir noch mit sechs Toren Unterschied verloren, heute haben wir sie mächtig unter Druck gesetzt.“ Soll heißen: Die Wildcats spielen jetzt auch mit den absoluten Topteams fast auf Augenhöhe. Eine Entwicklung, die nach dem verkorksten Saisonstart nicht unbedingt abzusehen war.
Und vielleicht haben die Wildcats beim nächsten Kräftemessen auf Augenhöhe das entscheidende Quäntchen Glück dann auf ihrer Seite. Zeigen wird das bereits der kommende Samstag, dann steht das Gastspiel beim Tabellenzweiten Nellingen an. Bei sechs Punkten Rückstand in der Tabelle ist ein Auswärtssieg Pflicht, will man sich noch eine kleine Chance auf den Aufstieg erhalten. Wohl auch deshalb sprach Uhlig sich und ihren Mitspielerinnen für die schwere Auswärtsaufgabe Mut zu: „Wir müssen nach der heutigen Leistung definitiv nicht den Kopf in den Sand stecken.“ (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 08.02.2016