Gleich im ersten Spiel der Saison in der Mitteldeutschen Liga mussten die Mädchen der B-Jugend von Union zum Landesderby nach Magdeburg reisen.

Auch wenn Derbys ihre eigenen Gesetze haben, war man im Auswärtsspiel nicht der Favorit. Allerdings gestaltete sich die erste Halbzeit positiv. In der Abwehr wurde sich an die Absprachen gehalten und den Magdeburgern nur wenig Räume gestattet. Außerdem hatte auch Eva Sirlinger im Tor im Zusammenspiel mit ihren Vorderleuten oft die Vorteile auf ihrer Seite. Teilweise wurde so eine Dreitoreführung erzielt (8:5). Allerdings zeigte sich schon da, dass die Angriffsleistung schwankend war und statt die Führung auszubauen, ließ man durch leichte Ballverluste und schlechte Torwurfeffektivität (9 teilweise klare Chancen) den Gegner immer wieder aufholen. Mit dem Halbzeitpfiff kassierte man sogar noch einen direkten Freiwurf, da die Abwehr die Bereitschaft vermissen ließ, der Torhüterin durch einen Block zu helfen. (Hz. 12:11).

Die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit begannen die Union-Mädchen sehr unkonzentriert. Das Nichteinhalten von Absprachen, die in der Halbzeit getroffen wurden führte im Angriff zu vielen Fehlwürfen und Ballverlusten. Außerdem erwiesen sich die Auswechslungen (um Kraft zusparen) als wirkunglos, weil die eingewechselten Spielerinnen entweder übermotiviert (Schambach) oder sehr ängstlich (Stehlik – im Gegensatz zun den guten Spielen in den Vorbereitungsturnieren) agierten. Auf weitere Wechsel wurde deshalb verzichtet. Der HSV Magdeburg konnte so erstmalig kurz in Führung gehen (13:14).

Auszeiten und Rückwechsel brachten wieder Struktur ins Spiel und die Führung wurde wieder zurück erobert und auch bis zum 19:17 immer wieder auf zwei Tore Abstand gebracht. Aber in der 2. Halbzeit zeigte sich noch stärker die Schwächen im Abschlußverhalten. 15 klare Wurfchancen wurden teilweise kläglich vergeben (im gesamten Spiel auch drei Strafwürfe nicht verwandelt). Auch in der Abwehr wurde immer öfter von einzelnen Spielerinnen Absprachen vergessen und die Torhüterin so im Stich gelassen. Beim Stand von 18:19 erhielt in der 44. min Vanessa Dierks eine Zeitstrafe und der folgende Strafwurf konnte von den Magdeburgern zum Ausgleich verwandelt werden. in den letzten fünf Minuten brachen die Union-Mädchen völlig ein und so stand zum Schluss eine unnötige 21:24 Niederlage.

Die Niederlage hat natürlich sehr vielschichtige Ursachen. Die oben angesprochene Torwurfeffektivität mit 24 Fehlwürfen in teilweise klaren Wurfpositionen ist eine Ursache. Mit den drei langzeitverletzten Spielerinnen Gruschka, Knapps und Heine fehlen Leistungsträger bzw. auch Alternativen zum Wechseln. Aber auch beim HSV Magdeburg fehlte mit Podei eine wichtige Spielerin. Der zu beobachtende konditionelle Einbruch schon Ende der 1 Hz, aber vor allem der 2. Hz. ist wie schon bei den Vorbereitungsturnieren ein Unterschied zu den Magdeburger Mädchen, die eben 10 Spielerinnen haben, die alle (!) wöchentlich mind. 6 Trainingseinheiten an den Sportschulen absolvieren.

Bei den Hallenserinnen kommen einige Mädchen nur auf 2 bis 3 Trainingseinheiten und haben so Probleme, dem Niveau einer Mitteldeutschen Liga gerecht zu werden. Ebenfalls werden wir auch in den Spielen gegen die anderen Mannschaften auf Gegner treffen, die alle in den Ferien die letzten drei (!) Wochen komplett (!) die Vorbereitung auf die Saison bestritten haben. Das ist in Leipzig und Erfurt als Sportschulstandorte genauso selbstverständlich, wie auch in Zwickau und Markranstädt – in Halle leider nicht! Auch da haben wir erstmal einen Rückstand aufzuholen.

In der Sporthalle waren auf der Tribüne sehr viele Eltern und Freunde der Spielerinnen beider Mannschaften vertreten. Die Magdeburger Fraktion unterstützte lautstark und bedingungslos ihre Mädchen, obwohl sie vom Ergebnis her die meiste Zeit des Spieles hinterher liefen. Von der Hallenser Seite gab es schon in der ersten Halbzeit hörbare negative Stimmen gegenüber Mädchen der eigenen Mannschaft, obwohl sie da alle ein gutes Spiel ablieferten und in Führung lagen. Das beschäftigt natürlich die Mädchen auf dem Spielfeld sehr und lenkt sie von der Konzentration auf das Spiel ab. Aber vor allem in der zweiten Halbzeit wurden taktische Anweisungen lautstark herunter geschrien, die völlig konträr zu klaren und erfolgreichen Absprachen innerhalb der Mannschaft standen (teilweise Zweitore-Führung) und die Mädchen zunehmend völlig verunsicherte. Auch laute Auswechselrufe gegenüber einzelnen Spielerinnen trugen so nicht zur Stärkung des Selbstvertrauens bei, sondern erreichte natürlich das Gegenteil. Nach dem Spiel wurden wir Trainer von den Betreuern und Eltern des HSV Magdeburg angesprochen, die völlig fassungslos über das Verhalten auf der Tribüne waren.

Wir hatten auf dem Spielfeld genauso wie die Magdeburger gerade mal drei Spielerinnen des älteren Jg. 98 stehen, aber dafür auch eine Spielerin der C-Jugend in zentraler Angriffsposition. Die Spielerinnen haben alle ein Recht, Fehler zu machen, um daraus zu lernen. Da geht immer die Ausbildung vor dem Ergebnis und gerade aus Niederlagen lernt man. Bitte feuert sie dabei an und bestärkt die Mannschaft bedingungslos, dann wird sie erfolgreich sein. Aber wenn Ihr gekommen seid, um sie (oder auch andere Mannschaften oder Schiedsrichter ) zu beschimpfen, dann bleibt bitte zu Hause.

Sirlinger, Mißalla (n.e.), Koch (n.e.); Schambach, Stehlik, Dierks (2), Matte (7), Reppe (4), Kistner (2), Hauke (n.e.), Franz (3), Welhöner (3)

P.S. sicher verhalten sich die meisten Eltern auf der Tribüne korrekt, aber einzelne oben angesprochene bringen leider alle von Union in Misskredit!!!

Redaktion: Steffen Grundig