Von „Entzugserscheinungen“ spricht Nadine Smit. Mit einem Augenzwinkern zwar. Doch wer die Wildcats-Spielerin kennt, der weiß, das ist verdammt ernst gemeint. Die Handballerin vermisst ihren Sport. Und ihre Teamkolleginnen. Allen voran Swantje Heimburg und Pia Dietz, die wie sie zum harten Kern des Zweitligisten zählen. Nur gut, dass sich die drei seit jeher zu diversen Anlässen gegenseitig mit witzigen Geschenken erfreuen, die das Konterfei der anderen zeigen. So wird Nadine Smit immer wieder durch ihre Toilettenbrille an die einfallsreichen Freundinnen erinnert. Swantje Heimburg besitzt neuerdings einen Pullover mit Fotos der anderen beiden. Und Pia Dietz schläft in ganz besonderer Bettwäsche.

Nadine Smit, Pia Dietz und Swantje Heimburg überraschen sich mit kreativen Geschenken

Zu deren 23. Geburtstag nun soll ein weiteres Utensil mit persönlicher Note der Mannschaftskameradinnen dazukommen, das das Abgeschottet-Sein in Coronazeiten erträglicher machen könnte. Was genau die beiden Pia Dietz zukommen lassen wollen, lässt Smit sich nicht entlocken, spricht von einer „kreativen Überraschung“. Doch eines gibt Unions Universalwaffe zu: Die Kontakte fehlen ihr. „Ich bin ein sehr geselliger Mensch.“ Die Richtigkeit der Entscheidung, der Viruskrise durch Kontaktreduzierung entgegenzuwirken, zweifelt die 27-Jährige nicht an. Obgleich die Physiotherapeutin nun Leerlauf auf Arbeit hat, weil Patienten fernbleiben. Auch den Abbruch der Spielserie gilt es zu verarbeiten. „Das war – mit allen Höhen und Tiefen – eine Supersaison“, sagt Nadine Smit, für die hätte man sich gern belohnt. Obwohl die Aufstiegsfrage offiziell noch nicht geklärt ist, rechnet die Sportlerin nicht mit dem Aufstocken der Eliteliga durch den aktuell Ersten (Rosengarten) und Zweiten (Union) aus Liga zwei. „Ich weiß nicht, ob das die fairste Lösung wäre“, sagt sie.

Corona-Zwangspause: Nadine Smit trainiert daheim mit Partnerin Nadine Müller

Sich zu motivieren, ist gerade gar nicht so einfach. Fit zu bleiben auch. Durch die Sporthallen-Schließung reduziert sich das Programm auf Joggen und Krafttraining im Fitnesszimmer zu Hause. Hin und wieder wirft sie sich in diesem mit ihrer Partnerin Nadine Müller einen Handball zu, der mit 600 Gramm fast doppelt so schwer ist wie das normale Spielgerät. Wehwehchen werden auskuriert („Der Rücken“) und vermeintliche Schwächen („Meine Beweglichkeit“) mittels Yoga bekämpft. Mit dem Trainerstab und den anderen bei Union steht Nadine Smit telefonisch in Kontakt. Das alles hilft, damit ihre Entzugserscheinungen nicht überhandnehmen. (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 02.04.2020