Ganz schüchtern hielt der Dreikäsehoch Sarah Andreassen einen Filzstift hin und dazu einen Handball. Die stille Forderung des kleinen Fans in den Katakomben der Erdgas Arena zaubert der Handballerin ein Lächeln in das vor Anstrengung rote Gesicht. Sie unterschreibt gern, die Dänin in halleschen Diensten. Der Sieg am Samstag über Nürtingen hat ihren Gute-Laune-Pegel enorm in die Höhe getrieben. Es tut gut, an diesem so herbeigesehnten Aufstieg mitzuarbeiten. Auch wenn sie in Liga eins dann nicht mehr dabei sein wird. „Ich mache von meiner Option Gebrauch und werde den Verein im Sommer verlassen“, sagt die Außenspielerin. Sie hat sich mit Union geeinigt, ihren Vertrag bis 2019 vorzeitig aufzulösen.

Drei Jahre hat die mittlerweile 22-Jährige Unions Trikot getragen. „Nun ist es Zeit für etwas Neues“, findet die Außenspielerin. Und dieses Neue hat nichts mit Handball zu tun. In Aarhus – unweit ihrer elterlichen Wohnung – wird sie ab Herbst Internationale Betriebswirtschaft studieren. Die mindestens dreijährige Pause will sie nutzen, um ein leidiges Problem loszuwerden. Denn seit fast zwei Jahren quälen sie Schulterschmerzen. Nach dem Kreuzbandriss links gleich zu Beginn des Halle-Engagements ihr zweites Handicap. „Die Sehne rechts ist angerissen“, sagt sie. „Die Schmerzen werden immer schlimmer.“ Zuletzt musste sie pausieren.

Trainerin Bianka Eckardt hatte deshalb der jungen Teamkollegin Toni Reppe auf Außen eine Chance gegeben. Und die machte ihre Sache so gut, dass Sarah Andreassen selbst dann öfter auf der Bank Platz nehmen musste, nachdem sie sich zurückgemeldet hatte. Die Trainerin fand, dass Lust und Leidenschaft noch nicht wieder die alte Stärke erreicht hatten. Eine schmerzhafte Erfahrung für die erfolgsverwöhnte Sportlerin, keine Frage. Gegen Nürtingen hat Sarah Andreassen wieder nahezu durchgespielt. Und vier Tore zum Gesamtsieg beigetragen. „Jetzt wollen wir auch in Trier gewinnen und den Aufstieg perfekt machen“, sagt sie angriffslustig.

Egal, wie das Liga-Finale nun ausgeht, im Juni räumt sie ihre Wohnung in Neustadt und geht zurück in die Heimat. Dabei hatte es zwischenzeitlich sogar danach ausgesehen, als wollte sie sich ganz an Halle binden. Doch ihre Bewerbung um einen Studienplatz an der Polizeischule in Aschersleben 2017 wurde abgelehnt, weil ihr Deutsch nicht ausreichte. Und auch ihre Liebe zu einem USV-Handballer zerbrach vor mehr als einem Jahr. Freunde hat Sarah Andreassen nach wie vor in Halle. Aus dem Handball und auch fernab vom Sport. „Ich habe also gute Gründe, hierher zurückzukommen.“ Auf Besuch. Und irgendwann auch mal zum Handball? „Wer weiß“, sagt sie und lacht. Fehlen werde ihr der Sport aber sicher und das ganze Drumherum. Wie eben Autogramme schreiben. (mz)

Mitteldeutsche Zeitung– Quelle: https://www.mz-web.de/30136414 ©2018