Da war er wieder einmal, der Dominoeffekt. Diesmal hat er Unions Zweitliga-Handballerinnen am Samstag in Haunstetten umgehauen. Ihre 26:29-Pleite bei dem bis dato Tabellenelften war die Quittung für zu viele Unkonzentriertheiten, die sich irgendwann im Spielverlauf enorm potenziert hatten. Dabei war der Punktverlust gegen eine Mannschaft, die ganz einfach geschlagen werden muss, wenn man nach oben guckt in Richtung Eliteklasse, durchaus vermeidbar. Wenn da nicht die vielen technischen Fehler gewesen wären. Hier ein ungenaues Abspiel, da ein nicht gefangener Ball oder ein ungenauer Pass. Die auf dem Silber-Tablett servierten Chancen haben die erfahrenen Haunstetterinnen eiskalt genutzt.

„Wir haben Probleme mit der offensiven Abwehr unseres Gegners bekommen“, bestätigte Halles Trainer Jörgen Gluver. Und unter Druck dann den Faden verloren. Dabei musste auch der Däne zugeben: „Es wäre mehr drin gewesen.“ Doch der Reihe nach: Die Gäste begannen stark, lagen zwischenzeitlich sogar mit drei Toren vorn (9:6/18.). Und selbst, als sich die Hausherrinnen, die mit zwei Niederlagen holprig in die Saison gestartet waren, steigerten und gleichzogen (11:11/26., 15:15/32.), bewegten sich beide Teams längere Zeit noch auf Augenhöhe.

Warum seine Schützlinge Haunstetten den Ball immer wieder förmlich vor die Füße warfen, das so zu einfachen Kontertoren kam, wusste aber auch Gluver nicht. „Technik-Training machen wir jeden Tag“, sagte der Olympiavierte von 1984 ratlos. Die Verunsicherung rächte sich. Und es zeigte sich mal wieder: Wenn die mentale Frische fehlt, dann fehlt irgendwie auch die körperliche. Zwar versuchten die Hallenserinnen, sich zu wehren, und doch kamen sie bei den Kontern meist einen Schritt zu spät. Elf Gegentore mussten sie so hinnehmen – zu viele. Bis auf acht Treffer zogen die Gastgeberinnen zwischenzeitlich davon (25:17/48.). Erst als die Vorentscheidung gefallen war, raffte sich Union noch einmal auf. Doch mehr als Ergebniskosmetik war nicht mehr drin.

Allerdings: Solch ein Spielverlauf ist für Union nicht neu – denn so war es schon auswärts gegen Zwickau gelaufen, und so scheiterte Halle auch gegen Erstligist Celle im Pokal. Zweifellos hat die Verunsicherung in der prekären Personalsituation einen Grund: „Helena Mikkelsen hat uns auf Rechts gefehlt“, bestätigte Gluver. Und meinte damit sowohl vorn als auch hinten. Die Linkshänderin fällt wegen eines Bänderrisses länger aus. Um dieses Loch zu stopfen, musste der Coach sich also etwas einfallen lassen. Er will Mathilda Sörensen und Nadine Smit mit Mikkelsens Aufgaben betrauen. „Das werden wir im Training üben, braucht aber ein bisschen Zeit“, so Gluver.

Und auch auf der Torhüter-Position gibt es bei Halle noch Steigerungsmöglichkeiten. Die 19-jährige Lorena Jackstadt hatte ebenso wie die nach längerer Krankheitspause erstmals wieder in den Kasten zurückgekehrte Anne Voigt keinen überragenden Tag. Was auch auffiel: Kapitän Jacqueline Hummel – in den letzten Jahren die Vollstreckerin vom Dienst bei Union – konnte sich nicht ein einziges Mal in die Torschützenliste eintragen.

Natürlich ärgert Gluver die Niederlage, und er ist auch über den nun elften Platz in der Tabelle nicht gerade glücklich. „Ja, wir haben zweimal auswärts verloren, aber der Abstand nach vorn ist trotzdem gering. Die Saison ist noch lange nicht zu Ende. Ich bin mir sicher, dass wir uns steigern werden, von unserem Ziel rücken wir deshalb nicht ab.“ Am Sonntag den Bock umzustoßen wird allerdings ein besonders hartes Stück Arbeit. Dann nämlich kommt der ungeschlagene Tabellenführer Bensheim-Auerbach nach Halle in die Erdgas-Arena.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung von Petra Szag