Die Enttäuschung war Jörgen Gluver auch am Tag danach noch deutlich anzuhören. „So ein Auftritt geht gar nicht“, ärgerte sich der Trainer der Halle Wildcats. Es ging um die ebenso überraschende wie verdiente Niederlage seiner Mannschaft bei der SG TSG/DJK Mainz-Bretzenheim. Besonders die Entstehung der 31:33-Pleite gegen den Tabellenletzten der zweiten Handball-Bundesliga setzte Gluver mächtig zu: „Das war eine Einstellungsfrage. In der zweiten Liga musst du gegen jeden Gegner klar im Kopf sein.“ Und das waren viele seiner Spielerinnen offensichtlich nicht. Obwohl Gluver im Vorfeld davor gewarnt hatte, das Tabellenschlusslicht zu unterschätzen, gingen die Wildcats viel zu nachlässig zu Werke. „Vor allem die Abwehrarbeit hat überhaupt nicht funktioniert. Handball ist ein Kontaktsport, man muss mit 100 Prozent in die Zweikämpfe gehen“, bemängelte der dänische Übungsleiter.

Da half es auch wenig, dass die beiden Torfrauen Anne Voigt und Nicole Roth einen guten Tag erwischten. „Sie hatten eine Quote von 40 Prozent gehaltenen Bällen“, lobte Gluver. Es half auch wenig, dass Winterzugang Mathilde Sörensen ihre ersten zwei Tore für die Wildcats erzielte. Und es half auch wenig, dass sich Jacqueline und Stefanie Hummel mit acht und sechs Toren treffsicher präsentierten. Denn die zahlreichen defensiven Mängel ließen sich nicht aufgefangen. So stand nach einem überaus deutlichen 36:21-Heimerfolg nun eine ernüchternde Auswärtsniederlage. So ernüchternd, dass Gluver nach dem Spiel in der Kabine laut wurde: „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass es mir jetzt reicht.“

Denn die Pleite in Mainz-Bretzenheim war nicht der erste nachlässige Auftritt in fremden Hallen. Zuvor leisteten sich die Wildcats bereits in Mainz-Budenheim und in Nürtingen Ausrutscher. Zu viele für eine Mannschaft, die dem eigenen Anspruch nach zu den Spitzenmannschaften der Liga gehören will und vor der Saison den Aufstieg in die deutsche Eliteliga anpeilte. Der hätte sogar noch im Bereich des Möglichen gelegen. Aber die wiederholt auftretenden Einstellungsproblemen wiegen zu schwer. „Wir haben auswärts gegen kleine Gegner mentale Probleme“, erkannte Gluver ein wiederkehrendes Muster. Und was den Trainer besonders ärgert: Gerade die erfahrenen Spielerinnen des insgesamt relativ jungen Kaders der Wildcats sind davon betroffen: „Sie müssten in solchen Spielen eigentlich vorangehen, die richtige Einstellung vorleben.“

Weil sie dies aber nicht taten, will Gluver nun das Einzelgespräch mit den erfahrenen Spielerinnen suchen und ihnen klar machen, dass er mehr Führungsqualitäten erwartet. Darüber hinaus sollen die vielen Fehler der Auswärtspartie in Mainz-Bretzenheim durch ausgedehntes Videostudium aufgearbeitet werden.

Denn am kommenden Samstag steht das nächste Auswärtsspiel für die Wildcats an. Und mit Werder Bremen geht es wieder gegen einen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte. Für Gluver ist das Spiel eine willkommene Gelegenheit zur Wiedergutmachung: „Das Spiel ist ein Charaktertest. Die Mannschaft muss jetzt die richtige Einstellung zeigen.“ (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung