Gut gefallen ist halb gewonnen. Einem solchen Griff in die Trickkiste kann Bianka Eckardt, die Co-Trainerin der Zweitliga-Handballerinnen von Union Halle-Neustadt, eigentlich überhaupt nichts abgewinnen. Und doch blieb die Theatralik, die die Gegnerinnen der Wildcats bei deren 26:31-Niederlage am Samstag in Dortmund an den Tag legten, nicht ohne Wirkung. Hier schindeten die BVB-Frauen einen Siebenmeter mehr raus, da wieder eine Zeitstrafe. Das jedenfalls blieb haften bei Halles Handballerinnen.

Als Martyna Rupp im letzten Drittel des lange ausgeglichenen niveauvollen Spiels nach ihrer dritten Zwei-Minuten-Strafe regelkonform disqualifiziert wurde, war das für Halle möglicherweise ein Handicap zu viel. Zumal Dagmara Stuparicova nach einer Abwehraktion zuvor auch schon Rot gesehen hatte. „Kann man geben, muss man nicht. Die Schiedsrichter meinten, sie hätte Stella Kramer ins Gesicht gefasst“, erklärte Bianka Eckardt. Auch bei Rupp hielt sie zwei der drei Zeitstrafen „für einen Witz“.

Obwohl manchmal mit zweierlei Maß gemessen wurde, „sind die Schiedsrichter aber nicht Schuld an der Niederlage“, betonte die Trainerin, „wir hatten es selbst in der Hand“. Denn 45 Minuten lang zeigten ihre Spielerinnen gegen den Spitzenreiter eine starke Leistung. Da stand Halles Abwehr souverän und lieferte die Steilvorlage für viele Kontertore. Bis zum 21:20 wechselte die Führung ständig, keine der beiden Mannschaften konnte sich absetzen. Doch urplötzlich kam es zum Bruch im Spiel der Wildcats. „In dieser Phase haben wir keinen Ball gehalten, und aus der Abwehr wurde nichts Brauchbares rausgeholt“, so Bianka Eckardt. Im Nu waren die aufstiegsambitionierten Dortmunderinnen auf sechs Tore enteilt (28:22/52.) – die Vorentscheidung. „Da hat uns dann auch die Struktur im Angriff gefehlt“, erklärt die linke Hand vom Cheftrainer Jörgen Gluver. Heißt: Die Kraft war da, aber die Ideen fehlten. So konnte Halle auch den Vorsatz, die personell arg dezimierten Gastgeberinnen mit seinem Tempospiel konditionell in die Knie zu zwingen, nicht umsetzen. Mit der Brechstange ließen sich die zum Teil erstligaerfahrenen BVB-Frauen nicht überrumpeln. So hieß es am Ende 31:26 für den Spitzenreiter. Es war auch ein Sieg der Cleverness und Abgebrühtheit. (mZ)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung von Petra Szag