Sebastian Sell-Römer ist ein Perfektionist. Schon ein kleiner Fehler ist sofort in der Öffentlichkeit zu sehen. Der Protokollchef der Stadtverwaltung bereitet bei jedem Auftritt des Oberbürgermeisters Bühne und Technik vor. Trainiert hat der 35-Jährige schon vor seinem Wechsel ins Rathaus.

Sebastian Sell-Römer tigert unruhig durch den Presseraum im dritten Stock des Rathauses. Er rückt die Stühle noch einmal gerade, testet die Mikrofone, prüft den Videobeamer und den Bildschirm. Dabei hat Sell-Römer schon vor einer halben Stunde alles aufgebaut und diesen Schritt mehrmals absolviert. „Das ist einfach mein Ritual, vorher noch einmal durch den Raum zu gehen und alles zu kontrollieren“, sagt er.

Sell-Römer ist „Teamleiter Repräsentation“ im Rathaus. Ein etwas sperriger Begriff, anderswo heißt dieser Posten einfach Protokollchef. Er ist derjenige in der Verwaltung, der Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und auch die fünf Beigeordneten bei öffentlichen Veranstaltungen der Stadt ins rechte Licht setzt. Sell-Römer arbeitet hinter den Kulissen, damit andere auf der Bühne glänzen können.

“Die Details sind wichtig”

Gerade bei Terminen außerhalb des Rathauses bedeutet das einen großen Aufwand für den 35-Jährigen und seine vier Mitarbeiter. Denn die Mikrofone, die Tonanlage oder der Beamer samt Leinwand müssen zum jeweiligen Veranstaltungsort gebracht werden. Bei öffentlichen Auftritten soll die Stadt zudem ein einheitliches Bild abgeben. Dazu gehört auch die große, rote-weiße Stellwand mit dem Schriftzug „Halle/Saale – Händelstadt“. „Es ist wichtig, auch auf die Details zu achten“, sagt Sell-Römer. Denn ein Fehler fiele auf die Stadt und unter Umständen auch auf den Oberbürgermeister zurück. Deshalb bezeichnet sich Sell-Römer als einen Perfektionisten, manchmal schon als ein bisschen pedantisch. Beispielsweise, wenn er vor den Veranstaltungen noch einmal die Tischtücher um Millimeter verschiebt oder die Stellwand ausrichtet. „Protokollchefs müssen sorgfältig arbeiten. Jeder Fehler, der bei uns passiert, ist sofort in der Öffentlichkeit zu sehen“, sagt er. Doch trotz der genausten Vorbereitung unterlaufen natürlich auch ihm manchmal Missgeschicke. Wie beispielsweise bei einer Bürgerversammlung in einer Kindertagesstätte im Gesundbrunnen-Viertel. Just in dem Moment, in dem OB Wiegand mit seinem Vortrag beginnen will, fällt der Videobeamer aus. Rund 300 Leute im Raum müssen warten, bis Sell-Römer die Technik wieder zum Laufen gebracht hat. „Ich kann mich lange über einen solchen Fehler ärgern“, sagt er.

Diese perfektionistische Ader hat Sell-Römer lange trainieren können. Zehn Jahre hat er am Thalia-Theater gearbeitet, zunächst als Student, dann war er zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie für den Besucherservice. „Dass es das Thalia nicht mehr als eigenes Gebäude gibt, das schmerzt natürlich.“ 2008 wechselte Sell-Römer in die Stadtverwaltung, im Dezember 2012 mit dem Amtsantritt von Wiegand wurde er Protokoll-Chef.

“Viele interessante Geschichten”

Zu seinen Aufgaben gehört mehr als nur die Organisation der öffentlichen Veranstaltungen. Beispielsweise muss der Protokollchef auch die Gastgeschenke für den Oberbürgermeister auswählen. In einem Regal in seinem Büro hat Sell-Römer immer einige auf Lager: Salz der Halloren, Halle-Tassen, ein Stück Würfelwiese, die hallesche Krimitrilogie Zorn. „Wir besprechen die Vorschläge für Gastgeschenke mit dem Büro des Oberbürgermeisters“, erzählt er.

Sell-Römer ist auch für die Gratulationen zur diamantenen oder eisernen Hochzeit oder zu runden Geburtstagen in Halle zuständig. Ab Hundert wird das Geburtstagskind persönlich von der Verwaltung besucht. Dann muss auch der Protokollchef mal persönlich raus – zur Not auch an Heiligabend oder an Silvester. Dafür wird Sell-Römer zumindest ein wenig entschädigt: „Ich bekomme bei solchen Terminen viele interessante Geschichten erzählt.“

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung von Jan-Olle Prasse