Der SV UNION Halle-Neustadt wusste, dass das Spiel gegen die Gäste aus Berlin eine harte Bewährungsprobe für Interimstrainerin Bianka Eckardt werden würde. An einen Sieg glaubte man im Vorfeld, zumindest öffentlich, nicht. Doch Bianka Eckardt nutzte jede Möglichkeit, um ihre Spielerinnen auf den Gegner einzustellen. Noch kurz vor Spielbeginn führte die Debütantin in den Kabinengängen eine Videoanalyse vor den Augen der Berlinerinnen durch. Zwei Stunden später war das Unmögliche geschafft. Die Wildcats des SV UNION Halle-Neustadt konnten am Samstagabend vor 350 Zuschauern einen überraschenden 33:29-Heimsieg gegen den Aufstiegsfavoriten Spreefüchse Berlin feiern. Die Umstände, unter denen sich die halleschen Handballfrauen diesen beeindruckenden Sieg erarbeitet haben, waren keine leichten. Der Kader der Wildcats fiel aufgrund verletzungsbedingter Ausfälle sehr klein aus. Nur zehn Spielerinnen standen für die Wildcats auf dem Spielprotokoll. Berlin hingegen reiste mit zwei Nationalspielerinnen sowie zwölf weiteren Spielerinnen an. Die Wildcats fanden nur schwer ins Spiel und scheiterten immer wieder an der formstarken Torfrau Juliane Hedermann. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt sahen die Zuschauer Veränderungen im Team des SV UNION Halle-Neustadt. Das Team von der Saale agierte mit viel Tempo, Leidenschaft und Übersicht. Die Hauptstädterinnen nutzten wie bereits im Hinspiel gnadenlos jede Chance. Torgefährlich war vor allem Bianca Trumpf, die den höchsten Anteil an der 4:9-Führung Berlins hatte. Ab Mitte der ersten Halbzeit begannen die Wildcats dagegenzuhalten und hielten den Rückstand konstant. Mit einem 14:18-Rückstand wurden die Seiten gewechselt.

Bianka Eckardt schickte die Spielerinnen frühzeitig zurück auf das Parkett. Was in der Halbzeitpause passiert sein muss, was die überragende Leistung der Wildcats, die sie im zweiten Spielabschnitt zeigten, erklärt, ist Geheimnis der Trainerin. Innerhalb von vier Minuten sorgten Jacqueline Hummel und Monic Burde mit schönen Toren für den 19:19-Ausgleich. Nicht nur das Team, sondern auch die Zuschauer spürten, dass ein Sieg in greifbarer Nähe lag. Sie unterstützen die Wildcats lautstark und standen wie eine Wand hinter ihnen. Eine immer besser werdende Abwehrformation und eine überragende Patrycja Mikszto brachte den qualitativ hochwertigen Kader um Nationalspielerin Christine Beier zum Verzweifeln. Berlin verlor von Minute zu Minute an Torgefahr. Die Gastgeber wussten dies zu nutzen und spielten schnellen und sehenswerten Handball, der seinen Höhepunkt in der 56. Minute fand, als man den Ligaprimus beim Stand von 33:25 teilweise schon vorführte. Auch die erst spät ins Spiel eingewechselte zweite Nationalspielerin Natalie Augsburg konnte die Niederlage der Spreefüchse nicht mehr verhindern. Die Schlussminuten dieses intensiven Spiels zehrten an den Kräften und der Konzentration der Wildcats, was Berlin die Möglichkeit zur Ergebniskosmetik bot. Der Aufstiegsfavorit musste mit einem bitteren 33:29 die Heimreise antreten.

Die Mannschaft und Trainerin Bianka Eckardt wurden minutenlang in der Halle gefeiert. Eine solch beeindruckende Leistung im Rückspiel hatte wohl keiner der 350 Zuschauer erwartet. Bianka Eckardt sichtlich erleichtert: „Ich muss meiner gesamten Mannschaft ein großes Kompliment machen. Sie haben gekämpft, mit Leidenschaft gespielt und taktisch das umgesetzt, was wir unter der Woche trainiert haben.“ Die erfolgreichste Torschützin der Wildcats war Eileen Uhlig. Sie lobte die Leistung ihrer Mannschaftskolleginnen: „Das war heute eine Mannschaft, die auf dem Parkett gestanden hat. Jede einzelne Spielerin hat ihre Impulse für den Erfolg dazugegeben. Es hat einfach Spaß gemacht, vor dieser tollen Kulisse spielen zu dürfen.“

Mikszto, Voigt – Uhlig 10/7, J. Hummel 7/1, Burde 4, Möschter 4, S. Hummel 3, Jäger 3, Stuparicova 2, Michel

Statistik und Spielverlauf

Redaktion: Marcel Gohlke