Not macht erfinderisch – dieses Motto musste UNION-Trainer Michal Lukacin am Dienstagabend ausleben. Nur Jacqueline Hummel und Monic Burde standen als einzige Rückraumspielerinnen zur Verfügung. Im Trainingsspiel gegen das Juniorteam des HC Leipzig musste demzufolge improvisiert werden und Elisa Möschter, die mit ihren 1,65 Metern nicht sehr groß ist, durfte im Rückraum aushelfen. Die gelernte Rechtsaußen nahm diese Umstellung genau wie ihr Trainer mit Humor auf und beide ernteten für dieses Experiment am Samstagabend im Bundesligaspiel gegen die SG 09 Kirchhof Erfolg. Dies war aber nicht die einzige Premiere in der Stadtsporthalle Melsungen. Die etwas glücklosen roten Trikots der letzten Spiele blieben weit unten in der Sporttasche und die Hallenserinnen trugen das erste Mal in der Saison die ungewohnte schwarz-weiße Spielkleidung. Elisa Möschter schien die extra Trainingseinheit am Dienstagabend gutgetan zu haben, immerhin war sie die Spielerin der 1. Halbzeit. Von allen Positionen aus sorgte sie für die nötige Torgefahr und konnte da bereits sechs Treffer erzielen. Der Grundstein für den konstanten Ausbau der Führung vom 3:2 in der 4. Minute bis zum 15:8 in der 24. Minute lag aber in der Abwehr. Trainer Michal Lukacin überraschte mit einer außergewöhnlichen offensiven Deckungsvariante. Technische Fehler, Ballverluste und Patrycja Mikszto im Tor der Wildcats brachten die Offensivabteilung der Gastgeber zum Erliegen. Insgesamt 6 einfache Kontertore konnten die Wildcats in der 1. Halbzeit erzielen. „Das Spiel haben wir heute in der 1. Halbzeit gewonnen, das war eine super Leistung vom gesamten Team“, so UNION-Trainer Michal Lukacin. Sein Gegenüber Gernot Weiss haderte mit der inneren Einstellung seiner Mannschaft. „Einige Spielerinnen haben heute innerlich nicht so gebrannt, wie es sein muss. Vor allem in der 1. Halbzeit sind wir Halle oft nur hinterhergelaufen“, so der Trainer aus Kirchhof. Mit einer komfortablen 17:11-Führung wurden dann die Seiten gewechselt.

Während die Kabine des Gastgebers wohl wackelte, waren die Wildcats nach 4 Minuten bereits wieder auf dem Parkett. Mit mehr Aggressivität und Leidenschaft kam Kirchhof immer besser ins Spiel. Die Wildcats nahmen diesen Kampf an und die Zeitstrafen auf beiden Seiten häuften sich jetzt rapide. „In der 2. Halbzeit hat uns die Kraft gefehlt, diese offensive Abwehr konzentriert weiterzuspielen. Ich bin aber stolz, dass wir als Team aufgetreten sind und sich meine Spielerinnen gegenseitig unterstützt und motiviert haben“, so Lukacin nach dem Spiel. Die komfortable 6-Tore-Führung der Halbzeit schmolz minütlich. Besonders die Rechtsaußen von Kirchhof, Swantje Heimburg, bekamen die Hallenserinnen nicht in den Griff. Die Wildcats sorgten zwar immer wieder mit Jacqueline Hummel oder Dagmara Stuparicova für die nötigen Tore, dennoch war das Nervenkostüm durch die vergangenen Spiele angekratzt. Selbst eine 28:25-Führung 6 Minuten vor Abpfiff brachte nicht die nötige Sicherheit. Besonders brenzlig wurde es dann ab der 56. Minute, als die Wildcats in die Unterzahl gerieten und sich die Führung auf 28:27 reduzierte. Immer wieder kam das Zeichen von der Bank, mit Ruhe und Besonnenheit weiterzuspielen und nicht erneut die Punkte unnötig liegen zu lassen. Während Nadja Bolze im Angriff die Nerven behielt, steigerte man sich auch noch einmal im Abwehrverhalten und somit erzielten sowohl Halle als auch Kirchhof in den letzten 3 Minuten nicht ein einziges Tor. Die Wildcats belohnten sich diesmal mit einem 29:28-Erfolg für die gute Leistung und gingen somit auch verdient als Sieger vom Parkett. „Ich kann meinem Team nur ein Kompliment machen für diese kämpferisch sehr gute Leistung heute. Fast alle Spielerinnen konnten sich heute in die Torliste eintragen, das ist ein Zeichen, dass wir keine außergewöhnlichen Stars in der Reihe haben, sondern die Spiele als Team und Mannschaft gewinnen wollen“, so ein erleichterter Trainer Michal Lukacin nach dem Spiel.

Für die Wildcats geht es nach dem Sieg in der Tabelle nach oben. Mit nun zwei Heimspielen in Folge gegen Celle und Allensbach haben die Hallenserinnen die Möglichkeit, sich im oberen Tabellenbereich festzusetzen. Das nächste Spiel findet am kommenden Samstag um 18:00 Uhr in der Universitätssporthalle (Selkestraße) statt. Dann bleibt abzuwarten, ob mit roten oder schwarzen Trikots.

In Kirchhof spielten: Mikszto, Voigt – Möschter 6, S. Hummel 5, Stuparicova 4, Uhlig 4, J. Hummel 3, Jäger 3/1, Burde 2, Kracht 1, Bolze 1, Michel

Spielverlauf und Statistik

Redaktion: Marcel Gohlke